Der gute Gott und das Leid - 
ein Wiederspruch?

Gebete und Texte

 

 

Bedenken wir, dass auch der Arzt nicht selten verwundet, um zu heilen.

Gott,
Wunden tun weh.
ob wir sie uns selber zufügen
oder andere sie uns schlagen,
ob der Arzt operiert
oder ein Unglück uns trifft.
Jede Wunde verletzt,
hinterlässt Narben und Spuren,
auch jene Wunden,
die uns von dir zugefügt werden.
Ob es überhaupt eine Wunde gibt,
die letztlich, genau betrachtet,
nicht auch mit dir zu tun hat?
Doch wenn du verwundest gütiger Gott,
dann verwundest du nur,
um zu heilen.
Oft verstehe ich das nicht.
Ich klage und jammere
und mache die Wunden noch größer.
Doch wenn ich genauer hinsehe,
wenn ich Vertrauen aufbringe zu dir,
dann erkenne ich, dass viele Wunden,
wahrscheinlich alle,
mich ein ganzes Stück
weiterbringen,
auch dir näher bringen.
Gott,
ich werde noch oft vor Wunden erschrecken.
Heile mich! Mach mich durch Wunden gesund!

 

 

Warum hilft er nicht?

Gott,
manche behaupten:
"Mit schrecklichen Krankheiten,
mit Unglücksfällen und Katastrophen,
mit himmelschreiender Ungerechtigkeit
hat Gott absolut nichts zu tun."
Sie möchten sich in guter Absicht
aus allem Fatalen herausreden.
Andere sagen: "Ein solcher Gott,
der unbeteiligt über den Dingen steht,
ist kein Gott der Geschichte.
Wir können auf ihn verzichten.
Vielleicht existiert er gar nicht."
Der Mensch Ijob aber
rechtfertigt dich nicht,
leugnet dich nicht.
Er betet:
"Was tat ich dir, du?
Deine Hände haben mich geformt;
dann hast du dich umgedreht,
mich vernichtet.
Ich schreie zu dir -
und du antwortest mir nicht.
Ich stehe da -
doch du nimmst reich nicht wahr."
Gott,
Ijob versteht dich zwar nicht,
aber er betet.
Hilf, dass ich in Not und Verzweiflung
zu dir wenigstens noch du sagen kann.

 

 

Tu das Deine

Ehe der Baum Früchte trägt,
müssen die Blüten fallen.

Der Halm, dem Körner wachsen,
beugt sich tief.

Nur aufgebrochene Erde
kann verschenken.

Aus Schmerz nur und Vergehen
wächst die Frucht.

Gedulde dich, wenn das Leid
dich zu boden presst.

Der Aufschrei der Not
wird dir nicht erspart.

Lass zu, dass Gott dich aufbricht,
verweigere nicht die Qual des Ertragens.

Gib deine Träume hin,
wie der Baum seine Blüten.

Lass dich niederdrücken
auf den Grund der Tränen.

Gedulde dich, bald. ja bald
darfst du goldenen Früchte ernten