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Kirche: Traum und Realität
Gemeinsam auf dem Weg

Vorschlag für ein Gruppengespräch
Modell B

Die negativen Erfahrungen
mit der Kirche wegträumen

Vorzubereiten:

1 Plakat mit Überschrift, ev. Plakatschreiber Schreibgeräte, Klebstoff
Kärtchen in 2 Farben, Stifte selbstklebende Zettelchen
ruhige Musik für den Hintergrund "Kirchentraum" (Beilage 5, 6 oder 7)

Hinweis:

Gerade bei diesem Thema ist sehr viel Sensibilität und Fingerspitzengefühl notwendig, damit das Gruppengespräch weder eine reine kirchenpolitische Diskussion noch ein "Wehklagen" über die jüngsten Ereignisse in der österreichischen katholischen Kirche wird. Dennoch sollen die Probleme nicht unterschlagen oder totgeschwiegen werden.

1. Schritt: Erfahrungen in und mit der Kirche

1 Plakat liegt auf dem Tisch; in der Mitte des Plakates steht darauf groß geschrieben: "Kirche"
Die TN sollen in Stille (im Hintergrund kann Musik spielen) auf Kärtchen (2 versch. Farben) ihre positiven (l. Farbe) und negativen (2. Farbe) Erfahrungen in und mit der Kirche aufschreiben

2. Schritt: Vorstellen der Erfahrungen

Die TN stellen ihre positiven und negativen Erfahrungen vor und kleben ihre Kärtchen auf das Plakat.

3. Schritt: Kirchentraum

Der GL wählt sich einen der 3 Kirchenträume und liest ihn vor. (Beilage 5,6 und 7) Dieser Text soll dann in einer kurzen Stille wirken können.

4. Schritt

Die positiven Erfahrungen und Beiträge werden stehen gelassen.
Der/die GL kann zum Ausdruck bringen, dass diese positiven Erfahrungen in und mit der Kirche Anlass zur Freude geben!
Die negativen Beiträge und Erfahrungen sollen nicht so stehen gelassen werden.
Der/die GL lädt alle ein nachzudenken:

"Was kann ich persönlich tun und beitragen, dass diesen negativen Erfahrungen entgegengesteuert wird. Wo kann ich meinen Beitrag leisten, dass die Kirche eine mehr positiv erfahrene Kirche werden kann?"
(Dabei achten, dass es um den persönlichen Beitrag geht und nicht um allgemein- kirchenpolitische Voschläge)
Dafür sollen die TN in Stille oder während einer ruhigen Musik im Hintergrund ihre Vorschläge, ihre Erfahrungen und ihre Ideen auf die selbstklebenden Zettelchen schreiben; und sofort auf die schon am Plakat befindlichen Kärtchen mit der entsprechenden negativen Erfahrung dazukleben.
Es können ruhig mehrere Zettelchen bei einer negativen Erfahrung kleben. Wenn möglich, soll bei jeder negativen Erfahrung mind. ein positives Kärtchen kleben.

5. Schritt: Gespräch

Die Antwort-Zettelchen auf die negativen Erfahrungen sollen jetzt besprochen werden.

6. Schritt:

Nochmaliges Vorlesen des verwendeten Kirchentraumes. Jetzt könnte eine andere Person vorlesen.

7.Schritt: Abschluss

Freies Gebet oder Abschlussgebet aus dem Gebetsanhang.


Die Kirche Christi
sei eine einladende Kirche

EineKirchederoffenen Türen.
Eine wärmende, mütterliche Kirche.
Eine Kirche,der Generationen.
Eine Kirche der Toten, der Lebenden und der Ungeborenen..

Eine Kirche derer, die vor uns waren, die mit uns sind und die nach uns kommen werden.
Eine Kirche des Verstehens und Miiehlens, des Mitdenkens, des Mitfreuens und Mitleidens.

Eine Kirche die mit den Menschen lacht und mit den Menschen weint.
Eine Kirche der nichts fremd ist, und die nicht fremd tut.

Eine menschliche Kirche; eine Kirche für uns.
Eine Kirche die wie eine Mutter auf ihre Kinder warten kann.
Eine Kirche die ihre Kinder sucht und die ihnen nachgeht.

Eine Kirche die Menschen dort aufsucht, wo sie sind:
bei der Arbeit und beim Vergnügen, beim Fabrikstor und auf dem Fußballplatz,
in den vier Wänden des Hauses.

Eine Kirche der festlichen Tage und eine Kirche des täglichen Kleinkrams.
Eine Kirche die nicht verhandelt und feilscht,
die nicht Bedingungen stellt oder Vorleistungen verlangt.

Eine Kirche die nicht politisiert.
Eine Kirche die nicht moralisiert.

Eine Kirche die nicht Wohlverhaltenszeugnisse verlangt oder ausstellt.

Eine Kirche der Kleinen, der Armen und Erfolglosen,
Mühseligen und Gescheiterten - im Leben, im Beruf, in der Ehe.

Eine Kirche derer, die im Schatten stehen, der Weinenden, der Trauernden.

Eine Kirche der Würdigen, aber auch der Unwürdigen, der Heiligen, aber auch der Sünder.

Eine Kirche - nicht der frommen Sprüche, sondern der stillen, helfenden Tat.
Eine Kirche des Volkes.

Kardinal Franz König


Ich träume davon

dass wir dass wir in den Kirchen die Tore weit aufstoßen,
dass wir nicht mehr aus- und abgrenzen, sondern einladen,
dass wir allen Ballast abwerfen, der als menschliches Beiwerk die ewige Wahrheit verdeckt,
dass wir zu einer neuen Partnerschaft zwischen Frau und Mann finden,
dass wir uns konfessionelle Engen von Gott selbst heilen lassen,
dass wir wir auf Herrschaftsansprüche verzichten
und einander wahrhaft Bruder und Schwester sind,
dass wir nicht Definitionen von Wahrheit vermitteln,
sondern die Wahrheit selbst zur Entfaltung kommen lassen,
dass wir aufbauen, ohne zu zerstören,
dass wir dem Leben wieder trauen und es offensiv gestalten,
dass wir als Glaubende Fixierungen jeder Art loslassen, um für Umarmungen frei zu werden,
dass wir verkünden, handeln und feiern, wie der Geist Gottes es uns eingibt,
dass wir einander nicht mehr verordnen, wie wir träumen, sprechen, singen und einander begegnen dürfen,
dass wir die Herzen frei bekommen, um das Wesentliche empfangen und schenken zu können.

Ich träume davon,
dass es Frühling wird,
umfassend, neuartig, geheimnisvoll!

Ich träume nicht nur davon,
ich erlebe es schon
...

(Franz Schmatz)


Eine Kirche der Zukunft

Ich träumte von einer Kirche,
zu der Menschen aller Rassen und Nationen gehörten,
viele Völker,
Priester und Laien,
einfache Menschen und Gebildete -
nicht gegeneinander, sondern miteinander, füreinander.
In ihr waren die Worte "ich", "er" , "sie", "ihr", "die" Fremdworte -
"Du" und "Wir", das war die Umgangssprache,
so gingen sie miteinander um.

Ich träumte von einer Kirche,
in der sich nicht einer vom anderen bedienen ließ,
sondern wo alle einander dienen wollten.
Das sprachen sie offen,
nicht übereinander,
miteinander,
brüderlich, nicht herr-lich,
einfach so, weil's um die Sache Jesu ging.

Ich träumte von einer Kirche,
da überließen sie die Seelsorge nicht nur dem Priester,
das sorgten sich alle mit -
alle für alle Menschen.

Ich träumte von einer Kirche,
in der schlug niemand auf den Tisch,
da schlugen alle auf die eigene Brust,
da wuschen sie sich nicht die Köpfe,
sondern die Füße,
da war man ein Herz und eine Seele,
Salz, das die Welt genießbar macht,
eine kleine Herde,
selbstbewusst und siegesgewiss,
Licht verbreitend in die Dunkelheit der Welt,
weil's um die Sache Jesu ging.

Und die Sache Jesu,
das sei ihre Zukunft - sagten sie.

Ich erwachte -
und ich sah eine Kirche,
in der vieles,
fast alles nicht so ist.
Ich verzweifelte,
resignierte,
wollte zurück in meine Traumwelt -
da wurde ich belehrt:
"Dein Traum ist alt,
2000 Jahre alt;
aufgeschrieben von Markus und Matthäus,
Lukas und Johannes,
Paulus und Petrus,
in vielen Kapiteln und Versen."

Und ich sah:

Mein Traum stand da geschrieben:

"Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe."

Und ich begriff:

Träume lassen leben,
für Träume lässt's sich leben.

W. Schumacher